Botanik der Orchideen
Blätter
Der überwiegende Teil der Orchideen besitzt parallelnervige
Blätter, mit kaum sichtbaren Querverbindungen. Sie sitzen in der
Regel zweireihig, abwechselnd an den entgegengesetzten Seiten des
Sprosses. Viele Orchideen bilden nur ein einziges richtiges Blatt
aus, die Anlagen der Blätter sind jedoch ebenfalls zweireihig.
Die Form der Blätter und Blattspitzen, die Festigkeit, die Färbung
und der Blattaufbau variieren sehr stark.
Blattformen (Auswahl): kreisrund, elliptisch, eiförmig, verkehrt−eiförmig,
nierenförmig, spatelig, spießförmig, länglich, borstenförmig
- Form der Blattspitzen (Auswahl): abgerundet, stumpf, spitz, dreispitzig, eingekerbt, eingeschnitten, ungleich scharf gezähnt
- Blattränder: in der Regel glatt, teilweise leicht gewellt, nur selten deutlich gekräuselt
- Blattaufbau: mit und ohne Blattstiel
- Festigkeit der Blätter: variiert von dünn und weich über fleischig fest bis hin zu sukkulenten Blättern
- Blattfarbe: in der Regel grün in den unterschiedlichsten Abstufungen (von hell- bis tiefem dunkelgrün), aber auch vollständig bzw. zum Teil (Unterseiten) rötlich bis rotbraun, oder chlorophyllarm oder -frei vollständig oder zum Teil hell bis weiß
Viele Arten verlieren klimatisch bedingt ihre Blätter um sie zu Beginn des nächsten Vegetationszyklus neu auszubilden. Während bei dem überwiegende Teil dieser Arten die Blätter tatsächlich nur einjährig sind, gibt es ebenso Arten, die ihre Blätter nur unter widrigen Standortbedingungen abwerfen bzw. unter günstigen Bedingungen diese behalten. Es gibt aber auch Arten, die völlig blattlos wachsen (Dendrophylax lindenii). Dafür besitzen sie chlorophylltragende Wurzeln.
Blütenstand und Blüten
Die Blütenstände der Orchideen sind in der Regel traubenförmig,
an denen sich je nach Art bis zu hundert und mehr Blüten
ausbilden können. Wachsen verzweigte Blütenstände (rispenförmig),
so ist die Traubenform jeweils an den äußersten Zweigen zu finden.
Neben den trauben- oder rispenförmigen Blütentrieben gibt es aber
auch eine Vielzahl von Orchideen, die nur einblütig sind, dass
heißt, jeweils nur mit einer einzigen Blüte blühen (auch mit
mehreren, dann nacheinander - Revolverblüher). Die Blütenstände
können an jeder Stelle des Sprosses der Orchidee entspringen.
Dabei wird zwischen endständigen (terminal, apikal) und
seitenständigen (lateral) Blütenständen unterschieden. Meist
entspringen die Blütentriebe einer Blattachsel oder einer
Braktee. Aufgrund der Wuchsrichtung sind die Blütenstände der
monopodialen Orchideen immer seitenständig.
Keine anderen Pflanzenfamilie hat ein solches Spektrum was Formen
und Farben der Blüten anbelangt, wie die Familie der Orchideen.
Die Größe der Blüten variiert von einigen Millimetern (Bsp.
Lepanthes calodictyon) bis zu 20 Zentimetern und mehr pro Blüte
(Bsp. Paphiopedilum hangianum). Das Farbspektrum reicht dabei
von zartem Weiß über Grün- und Blautöne bis zu kräftigen Rot-
und Gelbtönen. Viele der Orchideenblüten sind mehrfarbig.
In der Regel bestehen Orchideenblüten hauptsächlich aus 3
Kronblättern (Sepalen), 2 Kelchblättern (Petalen), dem Labellum
(Lippe), der Säule und dem Fruchtknoten. Bei einigen
Orchideengattungen sind die unteren beiden Sepalen verwachsen
und bilden einen "Schuh" (Bsp. Die Gattungen der Unterfamilien
Cypripedioideae). Bei anderen Gattungen fällt vor allem ein
langer Sporn auf (Bsp. Aeranthes, Aerangis), einem besonders
ausgebildeten Teil des Labellum. Im Grundaufbau unterscheidet
man monandrische (1 fertiles Staubblatt, Bsp. Cattleya,
Phalaenopsis) und diandrische (2 fertile Staubblätter, Bsp.
Paphiopedilum, Cypripedium) Orchideen. Der Fruchtknoten ist bei
Orchideen unterständig. Die anderen Blütenteile (Sepalen und
Petalen, Säule, Lippe) sind mit diesem vollständig verwachsen
und stehen über ihm. In der Regel ist der Fruchtknoten nur sehr
schmal und schwillt erst nach der Bestäubung an (Ausbildung der
Samenkapsel). Die Blüten der Orchideen sind mit Ausnahme einiger
Gattungen (Bsp. Cycnoches, Mormodes) bilateral-symmetrisch
(zygomorph). Das heißt, dass man durch die Mitte der Blüte eine
Spiegelachse legen kann, und zwar nur eine einzige (monosymmetrisch).